Ist an Josef Mitterers grundlegender Idee etwas dran?




In diesem Forum sollen die zentralen Ideen der Philosophie Josef Mitterers, der "Nicht-dualisierenden Redeweise", kritisch diskutiert werden. Themen werden unter anderem sein: Mitterers neue Notation der Ausführungszeichen (/.../) zusätzlich zu den Anführungszeichen ("..."), seine Unterscheidung von Beschreibung so far und Beschreibung from now on, seine Konzepte der Objektangabe und der Rudimentärbeschreibung, seine Kritik an "'p' ist wahr, wenn p", sein Abschied von der Wahrheit, sein neuer Empiriebegriff (Weitergehen auf eine neue These anstelle des Scheiterns am Objekt), seine Kritik des Konstruktivismus (insbesondere Maturana und Roth), seine Kritik des Relativismus (insbesondere Whorf, Winch, Quine, Kuhn, später Wittgenstein) u. a.

Re: Ist an Josef Mitterers grundlegender Idee etwas dran?

Beitragvon klauss » 5. Mai 2012, 13:16

Halla Samuel Blaser,

"Worte lösen also Bilder im Geiste aus. "

Ist nicht der Geist mit seinen Bildern ebenso Metaphysik wie das Draußen, die sog. reale Welt? Und wer soll sich die 'Bilder im Geiste' ansehen und sie verstehen, wenn nicht ein Homunculus, der kleine Mann in unserem Kopf, in dessen Geist wiederum Bilder entstehen müssten, die ein weiterer Homunculus ansehen und verstehen müsste usw. ad infinitum.

Das Auslösen oder Evozieren von bereits vorhandenen Bildern oder Bildbestandteilen führt in eine Welt, von der wir nichts wissen können.

Ich weiß, dass uns das nicht weiter führt, aber ich weiß auch nichts Weiterführendes.

Herzliche Grüße
Klauss
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Re: Ist an Josef Mitterers grundlegender Idee etwas dran?

Beitragvon Samuel Blaser » 7. Mai 2012, 11:30

Hallo Klauss,

Ist nicht der Geist mit seinen Bildern ebenso Metaphysik wie das Draußen, die sog. reale Welt?

Gewiss, alles ist Metaphysik. Ich meine die Unterscheidung Physik- Metaphysik ist nicht hilfreich, sondern eine ewige Quelle von Missverständnissen, wenn schon dann eher die: "sinnlich gegeben - intelligibel". Und gerade vieles, was heute unter Physik verbucht wird, ist rein intelligibel.

Und wer soll sich die 'Bilder im Geiste' ansehen und sie verstehen, wenn nicht ein Homunculus, der kleine Mann in unserem Kopf, in dessen Geist wiederum Bilder entstehen müssten, die ein weiterer Homunculus ansehen und verstehen müsste usw. ad infinitum.

Das ist insofern materialistisch gedacht, als davon ausgegangen wird, es benötige 'ein Ding', damit Bilder in diesem Ding im Geiste gesehen werden könnten.
Ich sehe das einfacher: Bewusstseinsinhalt konstituiert Bewusstsein (Geist) und umgekehrt - gleichzeitig ('zeitlos'), also kein 'Vorher' der Physik (Materie) oder der Metaphsyik (Geist), sondern ein untrennbares (nonduales) Zusammenspiel. So liesse sich auch die Materialismus-Idealismus-Debatte auflösen.

Das Auslösen oder Evozieren von bereits vorhandenen Bildern oder Bildbestandteilen führt in eine Welt, von der wir nichts wissen können.

Das verstehe ich jetzt womöglich nicht ganz. Könntest Du das ausführen?
Nur als Anmerkung: Schon Augustinus bemerkte, dass er hundertprozentig wusste, wenn er etwas vergass, was aber doch wieder-evozierbar wäre. Also zB einen Vornamen einer Person. Man weiss, dass man ihn weiss, kann es aber nicht sagen jetzt. Er liegt auf der Zunge, kommt aber nicht raus. Das ist eine interessante Beobachtung, die darauf hinweist, dass wir ein Potenzial an Evozierbarem haben und davon wissen, selbst wenn das auslösende Wort nicht aktiv im Bewusstsein erscheint: und zwar in beide Richtungen: Wir haben das sinnlich gegebene Bild, das die verbale Benennung evozierten könnte oder eben ein Wort, das ein Bild evozieren könnte. Mitterersch gedacht: die Unterscheidung Zeichen-Bezeichnetes hat mal stattgefunden, aber ein Teil ist (temporär) vergessen gegangen. Dass ich eine Person als namensspezifische erkennen kann, ist erst nach der Benennung möglich, aber AUCH DANN möglich, wenn ich den Namen nicht aussprechen, kann sondern nur GANZ KLAR WEISS; dass ich ihn im Grunde weiss. Es gibt also ein verbal Unterbewusstes, das dennoch zur Gewissheit von 'Wissen-von etwas' führen kann. Eine Welt, von der wir wissen, aber nicht explizit.
Und Hallo Herr Weber, in dem Punkt hab ich über unseren Austausch weiter vorne nachgedacht. Womöglich haben Sie recht, ein bildliches Evozieren von gewussten Wörten im Geiste ist genau in dem obigen Sinne nicht nötig, da ich weiss, DASS ICH DAS BILD auslösen könnte, ohne es auslösen zu müssen. Das heisst aber nicht, dass der Sinn des Wortes auch ohne 'Bildwissen' begriffen werden könnte. Das Bildwissen muss nur nicht aktiviert werden.


Herzliche Grüsse

Samuel Blaser
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Re: Ist an Josef Mitterers grundlegender Idee etwas dran?

Beitragvon agc » 29. August 2014, 13:10

Mitterers Theorie des (wie er glaubt den Begriff erfunden zu haben ist mir ein Rätsel) "Non-Dualismus" ist in mehrfacher Weise äußerst skurril. Ja eigentlich völlig absurd. Es ist absurdes Theater in seiner schönsten Form.
Da glaubt ein Philosoph aus Kärnten, er hätte etwas "Neues" entdeckt und nennt diese "neue" Art zu denken oder zu reden "non-dualistisch", nicht bedenkend, dass es den Non-Dualismus seit tausenden Jahren in der Form des Advaita (also der Nicht-Zweiheit) bereits gibt.
Dann setzt er völlig unhinterfragt die "Beschreibung von etwas" voraus und Sprache damit als etwa Verschriftliches. Denn Be-Schreibung fußt auf Schriftlichkeit. Wie nun diese Schriftlichkeit die Welt beschreibt wissen wir ja alle. Schilder, Zettelchen, Namenstäfelchen (siehe L.W.) existieren überall. Ja, unsere Welt ist durch und durch verschriftlicht. Und natürlich macht diese Schriftlichkeit etwas mit dem Objekt. Beispielsweise: Wo Zero draufsteht, wird auch Zero drinnen sein. Aber ist es das, worum es Mitterer hier geht. Und wenn ja, dann ist es zutiefst trivial. Und hat mit Non-Dualismus rein gar nichts zu tun. Zumindest nicht mit Advaita-Vedanta. Mitterer sollte also einmal erörtern, in welcher Form sein Non-Dualismus etwas mit dem bereits existierenden Non-Dualismus zu tun hat. Herzlichst
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